Perfektionismus

Perfektionismus - In der Natur ist doch auch nicht alles perfekt!

Lesezeit ca. 4 min. (Blog vom 01.08.2021)

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Kennst du das auch, dass du immer eine Schippe drauflegen musst? Du willst immer das beste Ergebnis erreichen? 100 % reichen nicht? Du bist immer unter den besten in der Schule / im Studium dabei gewesen? Du hast Angst vor Fehlern? Es fällt dir schwer Entscheidungen zu treffen? Du bist dein bester innerer Kritiker? Im Big-Five-Persönlichkeitstest wurden dir eine sehr ausgeprägte Gewissenhaftigkeit bescheinigt?

Ich oute mich gerne - auch ich gehöre zu den Perfektionsstrebern dazu. In manchen Bereichen mehr, in anderen weniger.

Und ich ziehe diese Menschen wohl auch an :-)

Ich habe einen ziemlich hohen Anspruch an mich selbst und auch an mein Umfeld, dass ich mir das Leben oft selbst schwer mache. Eine sogenannte innere Handbremse.

Mir war das aber lange gar nicht bewusst, dass ich zu den Perfektionisten dazu gehöre. Erst als es mir von mehreren Seiten gespiegelt wurde und ich mich näher damit beschäftigt habe, wurde mir schnell klar. Okay, that’s me!

Wollen wir das ganze aber mal nicht nur schlecht reden, es hat auch Vorteile. Die Perfektionisten gehören zu den sehr gewissenhaften, engagierten und arbeitswilligen Menschen, wonach sich die meisten Arbeitgeber die Finger lecken. Sie erreichen meist sehr gute Abschlüsse und sind bereit immer etwas mehr zu geben als alle anderen. Das macht sich oft auch auf dem Überstundenkonto bemerkbar. Zudem sind sie meistens sportlich und achten auf ihr Äußeres.

Pausen kennen sie nicht und delegieren fällt sehr schwer, da kaum jemand die Arbeit in der gewünschten Qualität abliefert. Und wer genauer hinschaut sieht auch, dass sie sich gern mit Überfliegern vergleichen, sich schwer mit Kritik tun und gern alles persönlich nehmen. Der innere Kritiker ist der beste Freund und setzt sie ständig unter Druck.

Sprich, außen harte Schale, aber innen ein sensibler und weicher Kern.

Das folgende Statement von Mel C, eine der ehemaligen Spice Girls Sängerinnen, macht deutlich, dass Perfektionismus aber auch zu weit gehen kann: “Ich war nie mit mir zufrieden, nichts erschien mir gut genug. Ich wollte immer perfekt sein. Am Schluss blieb mir nur der Gang zum Therapeuten.”

Perfektionismus führt neben ständigen gestresst sein und innerem Druck mit der Zeit zu gesundheitlichen Beschwerden und Krankheiten wie Schlafprobleme, Magen-Darm-Probleme (Allergie-Auslöser), Verspannungen im Nacken, Depressionen, Burnout, Zwangsstörungen, Narzissmus etc..

Aber woher kommt dieser Perfektionismus?

Hohe Erwartungen an Verhalten und Leistung vom sozialen Umfeld wie Schule oder Elternhaus sind in vielen Fällen die Ursache für Perfektionismus. Es wurde schon von Kindesbeinen an vermittelt, dass Fehler ein Zeichen von Schwäche sind und Aufgaben mit mehr als 100 % Einsatz erledigt werden müssen. Im Kind prägt dies das Gefühl “nicht gut genug zu sein”, weshalb sie sich immer wieder selbst beweisen wollen, dass sie gut und geliebt sind. Eine Suche also nach Anerkennung, Respekt und Liebe.

Du hast für dich erkannt, dass du auch zu dem elitären Kreis der Perfektionisten gehörst?

Herzlichen Glückwunsch, die erste Hürde hast du bereits geschafft indem du das erkannt hast. Aber da geht noch mehr!

Starte jetzt damit, dieses Hamsterrad zu verlassen!

Nachfolgend ein paar einfache und anspruchsvollere Tipps für dich, die von mir selbst erprobt sind :-)

  • bringe mehr Leichtigkeit und Gelassenheit in dein Leben, z. B. gönne dir einen ganzen Tag am See mit einem guten Roman (keine Fachliteratur!)

  • Denke wie Pippi Langstrumpf :-) Sei mal anders, sei einfach mal faul, gehe auf den Spielplatz, komme mal bewusst zu spät, räume nicht auf, gehe einfach mal früher von der Arbeit nach Hause, sage eine Verabredung ab … und feiere deinen Mut dafür!

  • entspanne dich, z. B. mit einem Spaziergang in der Mittagspause oder einer Massage

  • setze dir klare Grenzen in Hinblick auf deine Arbeitspakete und -zeiten, z. B. nicht länger als 17 Uhr arbeiten

  • Lasse Fehler zu und probiere bewusst etwas aus, das fehleranfällig scheint

  • Lobe und liebe dich selbst, auch für Fehler

  • Integriere einen “imaginären Buzzer (Beeeep)” - immer wenn du das Gefühl hast, dass du wieder zu stark in den Perfektionismus rutscht, drucke auf den imaginären Buzzer

  • Analysiere nicht alles zu Tode

  • Lass deine innere Wut zu und lass sie raus!

  • für Fortgeschrittene: Mache einfach mal nichts (das fällt mir immer noch schwer :-))

Schreibe dir deine kleinen und großen Erfolge gerne auf, fange klein an und werde größer mit deinen Vorhaben. Aber verfalle damit nicht direkt in die nächste Perfektion. Denn die einzige Perfektion, die du erreichen sollst, ist “authentisch zu sein und DU zu sein”!

Und halte dir immer vor Augen: Es gibt keinen Perfektionismus! In der Natur ist doch auch nicht alles perfekt.

Ich habe mir zu dem Thema Unterstützung gesucht und wertvolle Tipps und Einblicke ich mein Inneres erhalten. Ich freue mich darauf nun dich auf deinem Weg begleiten zu dürfen.

In Liebe,

deine Eva